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Jessica & ich – unser erstes Mal

Manchmal fängt etwas Großes so leise an, dass man es erst später hört. An diesem Februar-Morgen in Leipzig war es genau so. Eine Tür, die ins Schloss fällt. Das Zittern der Heizung. Und Jessica, die mir mit diesem „Na, dann lass uns mal machen“-Blick entgegenkommt. Kein Showdown, kein Spektakel – nur zwei Menschen, eine Kamera und Räume, die Geschichten atmen.

Wir starten auf dem alten Sofa. Weicher Stoff, Patina, ein Buch in den Händen, die Beine lässig geschlagen – und plötzlich wird Stille sichtbar. Schwarzweiß macht den Moment ehrlich: Linien, Haut, Struktur. Nichts lenkt ab, alles erzählt. Nur Atmen, Lesen, Sein.

Ein paar Schritte weiter, der helle Tresen mit den Gläsern im Hintergrund. Weißes Holz, klares Licht, ein Körper als Grafik. Ein Bogen im Rücken, Zehenspitzen auf Spannung – Eleganz trifft Kante. Das ist der Augenblick, in dem mir bewusst wird: Sie kann Raum halten. Nicht nur posen, sondern gestalten.

Dann dreht das Studio auf. Fenster, Staub im Sonnenstrahl, Flares, die wie Funken durchs Bild tanzen. Bewegung am Boden, fast tierhaft, völlig frei – und doch komponiert. Das ist dieser Mix, den ich liebe: klassisches Interieur, wildes Herz.

Zwischendrin wird’s ganz fein. Ein Rahmen aus floralen Ornamenten, Blüten im Vordergrund, ihr Blick dahinter – weich, konzentriert, wunderschön fokussiert. Hier streicht Licht nur noch über die Wangenknochen, wie mit einem Pinsel. Danach die rustikale Wand, die an vergangene Zeiten erinnert; sie sitzt lässig, das Kinn leicht gehoben. Aus Ruhe wird Präsenz, aus Präsenz – Haltung.

Gegen das Fenster gelehnt: Spitze, Satin, dieses milchige Nachmittagslicht, das Menschen zart macht. Eine Hand, die eine Locke dreht, ein Lächeln, das mehr andeutet als verrät. 

Auf dem Parkett wird es spielerisch. Ein graues Kleid, Liegen, Lachen im Blick – die Kamera knapp über dem Boden. Ich mag dieses Pragmatische: Kein Drama, nur Holz, Haut, Augen. Und plötzlich ist da eine Nähe, die man nicht dirigieren kann – sie passiert, wenn Vertrauen da ist.

Ein leiser Moment am Fenster: Kopf in den Arm gelegt, das Gegenlicht softet alles weg, was zu laut sein könnte. Genau hier entscheidet sich, ob eine Zusammenarbeit nur funktioniert – oder magisch wird. Wir sind längst auf der zweiten Spur unterwegs.

Und dann dieser augenzwinkernde „Meta“-Moment: ein Handy vor der Linse, das Bild im Bild, Selbstironie inklusive. Wer sagt denn, dass sinnlich nicht auch spielerisch kann? Zum Schluss eine klare, grafische Perspektive von oben – Spitze, Tattoo, Teppichmuster. Linien, die sich treffen, Herz, das bleibt.

Als ich abends die Speicherkarte ziehe, weiß ich’s mit einem Mal: Das war kein „erstes Mal“. Das war der Auftakt. Aus einem guten Gefühl wurde eine Handschrift

Danke, Jessica, für Vertrauen, Mut und dieses feine Gespür für den Punkt, an dem ein Bild aufhört „gemacht“ zu sein und anfängt zu leben. Danke, ISO Studios Leipzig, für Räume, die Bühne und Zuhause zugleich sind.