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Frühlingsgold & Lehmpatina – ein Shooting-Abenteuer mit Jenny im Raps

Die Wetter-App hatte uns zwar Sonnenschein versprochen, verschwieg aber den Regen in der Nacht zuvor. Doch wenn Jenny und ich eine Idee im Kopf haben, hält uns kein bisschen Matsch davon ab. Also Kamera geschultert, Hut aufs Model gesetzt und ab ins leuchtende Gelb.

Schon auf dem Weg merkte ich, dass der Boden eher an frisch angerührten Kuchenteig erinnerte als an den lockeren Ackerboden vom Vortag. Mit jedem Schritt wurden meine Schuhe ein kleines Stück schwerer – eine Naturvariante von Plateauschuhen. Jenny lächelte nur, zog die Sonnenbrille zurecht und glitt zwischen die Pflanzen, als sei das Feld ihre persönliche Bühne.

Der Himmel spielte mit: Hinter Jenny brach die Sonne durch die noch nassen Wolken und tauchte alles in warmes, honigfarbenes Licht. In diesem Glanz hob sie die Arme, ließ das Haar in der Brise tanzen – und plötzlich hing ein feiner Schleier aus gelbem Blütenstaub um uns. Jede kleine Bewegung zeichnete sich wie Glitzer in der Luft ab, während ich versuchte, die Flares genau an die richtige Stelle im Bild zu setzen.

Ein paar Reihen weiter lockte mich die tiefe Perspektive – dort, wo das Meer aus Raps bis zum Horizont reichte. Jenny drehte mir den Rücken zu, verschränkte die Hände über dem Strohhut und schenkte mir diese unbeschwerte, fast filmische Szene: Sommer, Freiheit, endloser Himmel. Ich hörte nur das leise Summen der Bienen und – na klar – das matschige Schmatzen meiner Schuhe bei jedem Positionswechsel.

Als die Sonne tiefer sank, wechselten wir vom Leicht-zum-Hut-Tippen zum dramatischen Gegenlicht. Jenny zog den Hut wieder über die Stirn, der breite Rand fing das Licht und rahmte ihr Gesicht – ein goldener Halo mitten im Feld. Währenddessen sammelten sich an meinen Hosenbeinen kleine Lehmskulpturen, die jeden Schritt zu einem Widerstands-Workout machten. Egal. Das Bokeh glühte, Jennys Haut bekam diesen bronzenen Schimmer, und ich wusste: genau jetzt entsteht das Bild, für das der Waschgang hinterher völlig egal sein würde.

Schließlich wagten wir noch ein letztes Motiv: Die Sonne stand bereits so tief, dass sie direkt in die Linse brannte. Jenny legte den Kopf zurück, schloss die Augen und ließ den Moment einfach fließen. Der Lensflare zeichnete einen Regenbogen um ihre Silhouette, während die gelben Blüten im Vordergrund wie kleine Sonnen vor sich hinleuchteten – ein natürlicher Filter, den kein Preset nachbauen kann.

Erst als wir das Feld verließen, zeigte sich die ganze Pracht unserer Unternehmung: Jennys weiße Shorts waren jetzt dezent senfgelb getönt, meine Schuhe hatten die Größe eines Kleinwagens erreicht und der Kofferraum roch, nun ja, sehr landwirtschaftlich. Aber die Speicherkarte war voll mit Bildern, die nach warmen Tagen, nach Freiheit und einem Hauch Abenteuer riechen – und genau das wollten wir einfangen.

Zuhause hieß es dann: Hose ausklopfen, Schuhe kärchern, Kamera putzen. Doch jedes Mal, wenn ich die Bilder auf dem Monitor sah, meldete sich dieses breite Grinsen zurück. Matsch vergeht, Frühlingsgold bleibt – und die Erinnerung daran, wie Jenny und ich uns durchs Rapsfeld gekämpft haben, um genau diese Magie einzufangen, macht den Schlamm zur Nebensache.

Und was lerne ich aus diesen Shooting?

  1. Gummistiefel sind sexy, wenn man hinter der Kamera steht.
  2. Rapspollen findet man noch Tage später in den Taschen.
  3. Für gutes Licht lohnt es sich, auch mal einen Zentner Schlamm nach Hause zu schleppen.