Es gibt Orte, die sind so abgelegen, dass selbst das Navi irgendwann kapituliert. ISO-Land in Fünfhausen ist genau so ein Ort. Eingebettet zwischen Feldern, verschlungenen Wegen und einer digitalen Funkstille, die ihresgleichen sucht, liegt dieser verwunschene Bauernhof mitten im tiefen Sachsen. Gemeinsam mit meinem Freund & Fotografenkollegen Casi haben wir uns auf den Weg gemacht, um genau dort einen Tag lang die Grenzen der fotografischen Kreativität auszuloten.
Schon die Anreise war filmreif: Die Straßen wurden schmaler, das Netz lückenhafter, und irgendwann standen wir – wie bestellt und nicht abgeholt – auf der Dorfhauptstraße, wartend auf eines unserer Models, das sich verfahren hatte. Kommunikation? Wenn überhaupt, dann in Morsezeichen. Doch genau solche kleinen Stolpersteine machen ein Shooting-Abenteuer erst richtig rund.
Vor Ort erwartete uns ein liebevoll eingerichteter Hof, der aussieht, als hätte jemand ein Pinterest-Board in die Realität kopiert: Vintage-Möbel, bröckelnder Putz, Licht, das durch zarte Gardinen tanzt, und versteckte Ecken, die Geschichten flüstern. Perfekte Bedingungen für ein kreatives Spiel mit Licht, Emotionen und Formen.
Unsere Models an diesem Tag: Melli, Ivonne und Maria. Drei Frauen, drei völlig unterschiedliche Energien, aber eine gemeinsame Leidenschaft für das Spiel vor der Kamera. Jede brachte ihren eigenen Ausdruck mit, ihre eigene Sprache, ihre eigene Aura. Ivonne, wandelbar und intensiv, zwischen starker Sinnlichkeit und weicher Verletzlichkeit. Maria, als gehöre sie schon immer dorthin. Und Melli, mit einer ruhigen Kraft, fast sphärisch, die sich durch jedes Bild zog.
Es war eine Freude zu beobachten, wie die Kulisse mit den Models verschmolz. In der einen Sekunde barocke Romantik, im nächsten Moment kühler Minimalismus oder dunkle, geheimnisvolle Szenen. Wir haben uns treiben lassen, Szenen gebaut, Perspektiven gesucht, mit dem Licht gespielt. Immer im Fluss, immer mit einem Lächeln und einer Idee mehr als erwartet.
Die Dynamik zwischen den Dreien war besonders. In ihren Einzelshootings zeigten sie ganz eigene Facetten, aber als sie gemeinsam vor der Kamera standen, geschah etwas Magisches. Es entstand eine körperliche Choreografie, eine stille Harmonie, ein Zusammenspiel aus Blicken, Berührungen und Kontrasten. Diese Bilder sind nicht nur visuell stark – sie sind ein Statement für Vertrauen, Respekt und die Kraft weiblicher Verbindung.
Für mich als Fotograf war dieser Tag mehr als nur ein weiteres Shooting. Es war eine Erinnerung daran, warum ich diesen Weg gehe: wegen genau solcher Erlebnisse, solcher Begegnungen, solcher Bilder. ISO-Land ist vielleicht schwer zu finden – aber wer einmal dort war, nimmt etwas mit, das bleibt.
Danke an Casi für die gemeinsame kreative Energie. Danke an Melli, Ivonne und Maria für euren Mut, eure Offenheit und eure Geschichten, die ihr mitgebracht habt. Und danke an diesen besonderen Ort, der all das möglich gemacht hat.
Bis zum nächsten Mal. Irgendwo. Im Nirgendwo.
