Es gibt Tage, die beginnen mit einem Plan – und enden in purer Kreativität. Genau so ein Tag war unser Ausflug zur Ruine Luisenburg bei Blankenburg. Antje und ich hatten jede Menge Stoff im Gepäck – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch kaum angekommen, schien es, als hätte der Herbst selbst das Kommando übernommen. Das warme Laub unter den Füßen, die tiefstehende Sonne, die den Wald in ein goldenes Licht tauchte – all das ließ uns den Stoff schnell vergessen.
Mitten in der Natur entstand ein Bild, das fast einer Filmszene entstammen könnte: Antje, in goldenen Stoff gehüllt, thronte auf einem verwitterten Steinsitz mitten im Wald. Der Stoff wehte über den Boden und ließ sofort Assoziationen an „Game of Thrones“ aufkommen – nur dass unser Thron aus Stein war, nicht aus Eisen. Der Moment hatte etwas Majestätisches, beinahe Irreales.
Und wie das oft so ist, wenn die Natur ruft, antwortet man am besten mit purer Ehrlichkeit. Also ließ Antje die Hüllen fallen und wir konzentrierten uns auf die Essenz: die Verbindung von Mensch und Natur. Zwischen alten Bäumen, auf moosigem Waldboden oder an von Efeu umrankten Mauern entstanden intime, ruhige und gleichzeitig kraftvolle Aktaufnahmen.
Zurück zu Hause wartete bereits ein Highlight der besonderen Art: der Ford Mustang Fastback von Harzcruiser, der für ein anderes Shooting schon bereitstand. Kaum hatten wir einen Blick darauf geworfen, war klar – da geht noch was. Antje schlüpfte in ihre Rolle, mal elegant, mal wild, immer mit diesem gewissen Funkeln in den Augen. Der Kontrast zwischen weichem Herbstlicht und glänzendem Lack, zwischen weiblicher Silhouette und maskulinem Muscle Car – das war pure Magie.
Und als wäre dieser Tag nicht schon reich an Bildern und Emotionen gewesen, setzte Halloween noch einen drauf. Ich zog mir meine Teufelsmaske über, Antje wurde zur finsteren Schönheit, und gemeinsam tauchten wir ein in ein düsteres, inszeniertes Bild zwischen Schatten, Blut und Spinnweben. Eine düstere Inszenierung, die einen fast vergessen lässt, wie golden der Tag begonnen hatte.
Genau solche Shootings sind es, die mich als Fotograf erfüllen: Wenn Pläne Platz machen für Spontanität, wenn aus einem Moment viele Geschichten werden – und wenn ein Tag mit einem Lächeln und einer vollen Speicherkarte endet.