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Ein Körper in Ketten, ein Geist in Flammen – ein emotionales Portrait zweier Frauen (Miri & Saskia)

Manchmal entstehen Bilder nicht, weil man sie plant, sondern weil das Leben sie schreibt. Saskia kam mit einer Bitte auf mich zu. Eine, die mich gleich berührte: „Marco, kannst du ein Bild für meine Freundin Miriam machen?“ Eine Freundin, deren Körper nach einer schweren Verletzung nicht mehr das tat, was er einst konnte. Und doch war da dieser Wunsch – nicht stehen zu bleiben, nicht aufzugeben, sondern sichtbar zu machen, was innen tobt, wenn außen Grenzen entstehen.

Mit Miriam entstand ein Bild, das ich selbst kaum in Worte fassen kann. Sie, auf dem Boden sitzend, wie eine Marionette. Fäden, die sich um Hand- und Fußgelenke legen, ihr Körper scheinbar fremdgesteuert, nicht mehr autonom. Und doch – inmitten dieser Inszenierung – ist da ihr Blick. Stark. Stolz. Wach. Dieses Bild spricht leise und laut zugleich. Es erzählt vom Kontrollverlust, vom Frust, von der Ohnmacht – und gleichzeitig von dem tiefen, menschlichen Bedürfnis, sich nicht reduzieren zu lassen. Nicht auf das, was nicht mehr geht. Sondern auf das, was bleibt: der Wille, die Würde, das Feuer im Blick.

Im Anschluss haben wir ein Portrait von ihr aufgenommen. Einfach. Klar. Ohne viele Requisiten. Nur Miriam und das Licht. Und genau hier passiert das, was Fotografie für mich so magisch macht: In ihren Augen liegt Kraft. Der Blick – direkt, intensiv – fesselt. Da ist keine Maske. Nur Ehrlichkeit. Eine Frau, die sich stellt. Die kämpft. Und die damit etwas Unglaubliches ausstrahlt.

Doch auch Saskia selbst stand an diesem Tag vor meiner Kamera. Eigentlich spontan. Und doch so passend. Zwei Bilder sind dabei entstanden, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten. Das erste: farbenfroh, lebendig, strahlend. Sie wirkt wie eine Heldin, die das Leben fest im Griff hat, voller Zuversicht. Fast tänzerisch leicht. Und dann das zweite Bild – ein Blick durch regennasses Glas. Ihr Gesicht hinter der Scheibe, das Licht matt. Eine Momentaufnahme, die wirkt, als würde sie in Gedanken versinken. Nachdenklich. Vielleicht traurig. Vielleicht müde. Es ist diese ehrliche Stille, die so tief geht.

Was bleibt, ist ein Shooting, das unter die Haut ging. Nicht, weil alles perfekt war. Sondern weil es echt war. Zwei Frauen. Zwei Geschichten. Zwei Perspektiven. Beide verbunden durch Mut – den Mut, sich zu zeigen. Mit allem, was dazu gehört.

Danke, Miriam. Danke, Saskia. Für euer Vertrauen, euren Blick, eure Stärke.